
Reflexionstreffen der rheinland-pfälzischen Sport-Inklusionslotsen in Koblenz
"Mit offenen Armen empfangen"
Der Experte stellte den elf Lots*innen, die bei dem vierstündigen Erfahrungsaustausch mit von der Partie waren, den „Index für Inklusion im und durch Sport“ vor. Bei diesem Index handelt es sich um einen Wegweiser zur Förderung der Vielfalt im organisierten Sport in Deutschland. Als Nachschlagewerk und Verzeichnis für Inklusion im und durch Sport enthält der Wegweiser neben theoretischem und praktischem Hintergrundwissen einen Fragenkatalog zur Überprüfung der Vereinssituation. Arbeitsmaterialien und Praxisbeispiele sollen es möglich machen, einen guten Einblick in die Vielfalt im deutschen Sport zu erhalten und konkrete Verbesserungen in Angriff zu nehmen, wo dies notwendig ist. Die Inklusionslotsen erkannten gut, welch große Hilfe der „Inklusions-Index“ darstellt. Von einem „guten Arbeitsmaterial“ sprach auch Katharina Pape, Sport-Inklusionsmanagerin und Referentin beim Landessportbund: „Das ist ein Leitfaden und Wegbegleiter für alle Lots*innen, wie Angebote in Vereinen und Verbänden inklusiv gestaltet werden können.“
Das neue Projekt von Special Olympics RLP unter dem Motto „Wir gehören dazu – Menschen mit geistiger Behinderung im Sportverein“ präsentierte Nina Hagedorn den Lots*innen. Mit dem Projekt, gefördert durch die Aktion Mensch Stiftung, soll der Sportverein als zentraler Sportort für Menschen mit geistiger Behinderung geöffnet werden. Hagedorn ist Projektkoordinatorin für die Regionen RLP und Saarland mit Dienstsitz in Koblenz.
Beratungsangebote werden sehr gut angenommen
Wichtiger Bestandteil des Treffens war nicht zuletzt der Austausch über bisher gemachte Erfahrungen. „Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit läuft total gut bisher“, urteilt Pape. „Es sind schon viele Artikel über die Arbeit der Lotsen erschienen.“ Die Vereine, Verbände, Behinderteneinrichtungen und Institutionen zeigten sich den Lots*innen gegenüber offen. „Die Beratungsangebote durch die Lotsen werden sehr gut angenommen. Man ist froh, dass man kostenlose Unterstützung, Beratung, Entlastung, Input und Begleitung bekommt und empfängt die Lotsen überall mit offenen Armen.“ Der Bedarf sei durchaus groß, die Zahl der Anfragen beträchtlich. Ein voller Erfolg war nach Aussage der Protagonisten der Besuch der Klausurtagung des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV) in Edenkoben gewesen. Die Fußballfunktionäre seien „sehr angetan“ gewesen von der Arbeit der Lotsen. Die Zusammenkunft sei zudem „sehr produktiv für die Netzwerkarbeit“ gewesen, auch seien Kooperationen angeregt worden.
Ein Problem, von dem mehrere der neuen Sport-Inklusionslotsen berichteten: Es ist ziemlich schwierig, die Menschen mit Einschränkungen von A nach B zu bringen, sprich von ihrer Wohnung zu den inklusiven Angeboten vor Ort. „Eine echte Herausforderung“, macht Katharina Pape deutlich. „Wir nehmen die Problematik ernst und werden uns damit intensiver auseinandersetzen sowie Lösungsansätze herausarbeiten. Die entsprechenden Zielgruppen werden davon sicherlich profitieren.“ Zudem berichteten die Lotsen davon, ihre Klientel habe angeregt, dass die Vereine von Menschen mit Behinderung nur einen reduzierten Mitgliedsbeitrag verlangen. „Aktuell gibt es für Menschen mit Einschränkungen keine Ermäßigung“, erläutert Pape. „Wenn sie aber beispielsweise ins Museum gehen, gebe es an der Kasse gegen Vorlage des Behindertenausweises Rabatt. „So etwas wünschen sich auch viele Betroffene für die Mitgliedsbeiträge in Vereinen.“ Eine Forderung, die durchaus nachvollziehbar sei. Schließlich würden Menschen mit Behinderung „durchschnittlich ein bisschen weniger“ verdienen als Menschen ohne Einschränkungen.
Weitere Infos, unter anderem Kontaktdaten und Einsatzregionen der Lotsen, unter www.inklusiver-sport-rlp.de, www.mehr-inklusion-fuer-alle.de oder direkt bei Katharina Pape