1.398.262 Mitglieder in 5.982 Vereinen
LSB-Bestandserhebung: Sportvereine bleiben stabiler Anker der Gesellschaft
20.07.2020 – Michael Heinze
In der aktuellen Bestandserhebung des LSB sind alle Vereinsmitgliedschaften zum Stichtag 1. Januar 2020 erfasst. Die Zahl der Sportvereine im Land ging um 52 zurück. 5.982 Vereine bedeuten den niedrigsten Wert seit dem Jahr 1994. Der Organisationsgrad, also der Anteil der Rheinland-Pfälzer, die als Mitglied in einem Sportverein registriert sind, ist mit 34,24 Prozent weiterhin hoch und liegt deutlich über dem bundesweiten Organisationsgrad. „Vereinssport ist nach wie vor attraktiv und gefragt“, freut sich der kommissarische LSB-Präsident Jochen Borchert. „Er verbindet die meisten Rheinland-Pfälzer und ist ein stabiler Anker des sozialen Zusammenhalts im Land.“ Laut Borchert handelt es sich beim Sport wie gehabt um die größte und mitgliederstärkste Bürgerbewegung im Land. Dies sei ein Verdienst aller Personen, die sich in der Regel ehrenamtlich und nicht selten mit jeder Menge Herzblut als Trainer, Übungsleiter, Coach, Betreuer, Abteilungsleiter oder Vorstandsmitglieder in den rheinland-pfälzischen Vereinen einbringen und so Jahr für Jahr unzählige Stunden in ihr Hobby investieren. Borchert weiß: „Ohne dieses Engagement und die zahlreichen Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsleistungen, zu denen die großen wie die kleinen Sportvereine in RLP beitragen, wäre unsere Gesellschaft um einiges ärmer.“
Sport für Ältere weiterhin gefragt
Der Trend, dass der Sport für Ältere an Bedeutung gewinnt, hält an. Allerdings schwächt er sich ab. Die Gruppe der über 60-Jährigen ist von den sieben Altersgruppen wie schon im Vorjahr nicht mehr diejenige mit dem größten Mitgliederzuwachs. 289.203 Mitgliedschaften und damit fast 4.000 Mitglieder mehr als in der Vorjahresstatistik zählt der LSB in dieser Altersklasse (+1,39 Prozent). Damit ist jede/r fünfte Vereinssportler*in in RLP über 60. Im Vergleich zum Jahr 2000 hat die Gruppe der jungen und nicht mehr ganz so jungen Senioren gar um satte 120.049 Personen oder 71 Prozent zugelegt. Laut Borchert spielt in einer älter werden Gesellschaft Bewegung und gemeinsames Sporttreiben für immer mehr Menschen eine zentrale Rolle. Längst hat sich herumgesprochen, dass – wer sich moderat bewegt und dazu gesund ernährt – seine Chancen spürbar erhöht, bis ins hohe Alter körperlich und geistig vital daher zu kommen. Dieses Wissen schlägt sich in diversen Vereinsangeboten nieder und spiegelt sich auch in den Mitgliederzahlen. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge – die so genannten Babyboomer – in absehbarer Zeit ebenfalls in diese Altersklasse rutschen, ist hier ein weiteres Plus zu erwarten. Die Vereine tun daher gut daran, ihre Angebote entsprechend zu modifizieren. Wobei die 60-Jährigen heutzutage um einiges agiler sind als noch vor 30, 40 Jahren. In einer Sportart wie Tischtennis nehmen zum Teil auch 65- oder 75-Jährige noch am Wettkampfbetrieb teil und messen an den grünen oder blauen Platten ihre Kräfte mit Kontrahenten, die (wenn nicht ihre Enkel dann doch zumindest) ihre Kinder sein könnten.
Größter Zuwachs bei den ganz Kleinen
Nachdem die Altersgruppe der Kinder bis sechs Jahre von 2016 auf 2017 den mit Abstand größten Zuwachs (8.377 Mitglieder) zu verbuchen hatte und anschließend ein Mitgliederschwund von 3,63 Prozent (2.805 Jungen und Mädchen) registriert worden war, gab es 2018 einen Zuwachs von 2,11 Prozent auf 75.986 Mitglieder, der sich 2019 verstärkte (plus 3.048 Mitgliedschaften bzw. plus 4,01 Prozent). Einen Anstieg der Zahlen weist die Statistik wie zuletzt immer auch wieder bei den 27- bis 40-Jährigen aus (3.292 Mitgliedschaften/plus 1,61 Prozent).
Schwund bei Schülern hält an
Wahr ist aber auch: Bei den Schülern zwischen 15 und 18 Jahren hat sich der Abwärtstrend, der im Jahr 2013 eingesetzt hat, unvermindert fortgesetzt. Der Schwund gegenüber dem Vorjahr betrug 3,50 Prozent – in absoluten Zahlen 3.429. Nach wie vor rückläufig sind die Zahlen auch bei den Schülern zwischen 7 und 14 Jahren – minus 0,64 Prozent bzw. 1.454 Mitgliedschaften – bei den jungen Erwachsenen zwischen 19 und 26 Jahren – minus 1,30 Prozent bzw. 1.807 Mitgliedschaften – sowie bei der mit 26,12 Prozent mit Abstand größten Altersgruppe der 41- bis 60-Jährigen – minus 2,14 Prozent bzw. 7.968 Mitgliedschaften.
Frauen weiter stark vertreten
Der Anteil von Frauen in Sportvereinen bleibt stabil. Insgesamt 563.597 Frauen sind im rheinland-pfälzischen Sport organisiert. Waren 1995 noch 35 Prozent der Vereinsmitglieder weiblich, sind es inzwischen 40,34 Prozent. „Zuwächse bei Älteren und Frauen, insgesamt stabile Mitgliedszahlen in einer herausfordernden gesellschaftlichen Situation – welcher andere Organisationsverbund kann Vergleichbares aufweisen?“, fragt der kommissarische LSB-Präsident Borchert rhetorisch. „In keinem anderen Bereich engagieren sich in Rheinland-Pfalz mehr als 100.000 Menschen monatlich rund 1,3 Millionen Stunden ehrenamtlich.“ Allerdings sei dies alles nicht selbstverständlich, sondern basiere trotz immer größerer Bürokratiehürden insbesondere auf der Wertschätzung für regelmäßige Vereinsangebote und ihre Macher.
„König Fußball“ vor Turnen und Tennis
Bei den beliebtesten Sportarten nimmt „König Fußball“ unverändert mit riesigem Vorsprung die Spitzenposition ein. Die beiden rheinland-pfälzischen Fußballverbände zählen 402.289 Mitgliedschaften – haben damit jedoch auch 3.297 Mitgliedschaften gegenüber dem Vorjahr (0,81 Prozent) eingebüßt. Die Turner, die von 2016 auf 2017 um fast 8.000 Mitgliedschaften zugelegt hatten, belegen Platz zwei (309.199 Mitgliedschaften/plus 1.916) vor Tennis (77.532/minus 13), Leichtathletik (55.419/minus 1.966) und Schießen (46.842/plus 151). Damit weisen von den TOP 5 die Turner mit 0,62 Prozent den größten Zuwachs auf, während die Leichtathleten die höchsten Einbüßen an Mitgliedschaften quittieren mussten (3,43 Prozent).
FCK weiter vor Mainz 05 und DAV-Sektionen
Bei den mitgliederstärksten Vereinen behaupten die „üblichen Verdächtigen“ ihre Spitzenplätze. Der vierfache deutsche Meister und zweimalige DFB-Pokalsieger 1. FC Kaiserslautern hat nach den auch im vergangenen Jahr eher durchwachsenen Darbietungen seiner Profi-Fußballer 366 Mitglieder verloren (17.037 statt zuletzt17.403/-2,10 Prozent). Die sportlich wie wirtschaftlich grundsoliden Erstliga-Fußballer von Mainz 05 haben nach zuletzt Einbußen von fast 500 Personen ihre Mitgliederzahl gegenüber dem Vorjahr wieder steigern können (12.289 statt 12.013/plus 2,30 Prozent). Der bis dato größte Mehrsparten-Breitensportverein des Landes TSV Schott Mainz, der vor ein paar Jahren einen enormen Aufschwung genommen hatte, hat gegenüber dem Vorjahr erneut 45 Mitglieder eingebüßt und ist damit erstmals seit Jahren nicht mehr unter den TOP 5 zu finden. Den Platz des Klubs, dessen Vorzeige-Kicker den Wiederaufstieg in die Regionalliga Südwest gepackt haben, nimmt nun der vorderpfälzische Großverein TSV Speyer ein, der im Vergleich zum Vorjahr immerhin 36 neue Mitglieder gewinnen konnte (plus 0,90 Prozent). Stramm nach oben entwickeln sich wie gehabt die Zahlen beim Deutschen Alpenverein Sektion Mainz mit 7.404 Mitgliedern (plus 388 bzw. 5,53 Prozent) und beim Deutschen Alpenverein Sektion Koblenz mit 6.005 Mitgliedern (plus 223 bzw. 3,86 Prozent). 33 rheinland-pfälzische Sportvereine weisen mehr als 2.000 Mitglieder auf – davon gehören 15 dem Sportbund Rheinhessen, 12 dem Sportbund Pfalz und 6 dem Sportbund Rheinland an.
Ähnliche Trends bei den Sportbünden
Richtet man den Fokus auf die drei regionalen Sportbünde, deren Dachverband der LSB ist, so erkennt man im Großen und Ganzen die gleichen Entwicklungen wie beim Landessportbund – insbesondere der Sport für die Älteren sowie für die Allerjüngsten im Westerwald ebenso auf dem Vormarsch wie im Hunsrück, in der Eifel, in der Westpfalz, an der Weinstraße oder im Rheinhessischen Hügelland.
Der Sportbund Rheinland, mit Abstand der mitgliederstärkste der Sportbünde, zählt 615.716 Mitgliedschaften in 3.047 Vereinen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen um 2.716 gesunken (minus 0,44 Prozent), die Zahl der Vereine nahm um 36 ab (minus 1,17 Prozent). Was die Entwicklung der Vereinsmitgliedschaften nach Altersklassen anbelangt, so hat auch das Rheinland bei den über 60-Jährigen erneut zulegt (125.997 statt 124.237), was einem Plus von 1,42 Prozent entspricht. Bei den Kindern bis sechs Jahre ist von allen Altersklassen der größte Zuwachs zu verzeichnen – plus 1.613 oder 4,90 Prozent. In den anderen Altersklassen sind die Zahlen leicht zurückgegangen, einmal abgesehen von den 27- bis 40-Jährigen, bei denen ein Zuwachs von 1.071 (plus 1,20 Prozent) zu erkennen ist. Der Anteil der weiblichen Mitgliedschaften ist um 826 von 256.018 auf 256.844 gestiegen und liegt stabil bei gut 41 Prozent. Dagegen ist der Anteil der männlichen Mitgliedschaften von 362.414 auf 358.872 um 3.542 gesunken – das sind 0,98 Prozent.
Der Sportbund Pfalz ist mit 502.601 Mitgliedschaften der zweitgrößte der drei rheinland-pfälzischen Sportbünde. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen um 3.067 gesunken (minus 0,61 Prozent). Die Zahl der Vereine ist minimal geschrumpft – von 2.063 auf 2.049. „Die leichten Rückgänge sind im Kontext mit der demografischen Entwicklung normal und für uns keineswegs überraschend“, wurde Martin Schwarzweller, Geschäftsführer des Sportbunds Pfalz, dazu am 16. Juni in der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ zitiert. Was die Entwicklung der Vereinsmitgliedschaften nach Altersklassen anbelangt, so hat auch die Pfalz bei den über 60-Jährigen zugelegt (107.621 statt 106.551), was einem Plus von 1,00 Prozent entspricht. Ebenfalls Zuwächse zu verzeichnen gibt es bei den Kindern bis sechs Jahre (26.574 statt 25.683/plus 3,47 Prozent) sowie auch bei den Mitgliedern zwischen 27 und 40 Jahren (75.795 statt 74.540/plus 1,68 Prozent). Der Anteil der weiblichen Mitgliedschaften ist in der Pfalz von 193.398 auf 194.294 gestiegen und liegt stabil bei gut 38 Prozent.
Der Sportbund Rheinhessen ist mit 278.883 Mitgliedern flächenmäßig wie auch nach Vereinsmitgliedschaften der mit Abstand kleinste der Sportbünde – auch wenn er mit der prosperierenden 218.000-Einwohner-Stadt Mainz die Landeshauptstadt und mit dem FSV Mainz 05, der Sektion Mainz des Deutschen Alpenvereins, dem TSV Schott Mainz, dem Schwimmverein Freibad Gimbsheim sowie der TSG 1846 Bretzenheim gleich fünf der zehn mitgliederstärksten Sportvereine des Landes beherbergt (siehe Tabelle „TOP 25-Vereine nach Mitgliedern“). Im Vergleich zum Vorjahr sind die Mitgliederzahlen hier – gegen den Trend – um 1.420 gestiegen (plus 0,51 Prozent), die Zahl der Vereine blieb im gleichen Zeitraum nahezu stabil (886 statt 888). Der Sportbund Rheinhessen hat als einziger der drei Sportbünde nicht nur in drei, sondern gleich in fünf der sieben Altersklassen zugelegt – bei den Kindern bis sechs Jahre (17.934 statt 17.390/plus 3,13 Prozent), bei den Schülern zwischen 7 und 14 Jahren (46.160 statt 45.964/plus 0,43), bei den Jugendlichen zwischen 19 und 26 Jahren (26.307 statt 27.256/plus 0,19), bei den 27- bis 40-Jährigen (41.507 statt 40.541/plus 2,38) und auch bei den über 60-Jährigen (55.585 statt 54.460/plus 2,07). Der Anteil der weiblichen Mitgliedschaften ist in Rheinhessen von 112.263 auf 112.459 gestiegen und liegt stabil bei gut 40 Prozent.