Kinder- und Jugendarbeit wird im Haushaltsentwurf der Bundesregierung abgewatscht

Erschreckende Signale vom Bund

07.08.2023 –  Dr. Martin Hämmerle

Wieder einmal stehen für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) im Sport und den Bundesfreiwilligendienst (BFD) im Sport Kürzungen der Fördermittel durch den Bund auf der Tagesordnung. In einem gefühlten Zweijahresrhythmus ist die Sportjugend des Landessportbundes Rheinland-Pfalz, und die vielen anderen Träger der Freiwilligendienste in Deutschland auch, wieder einmal mit dem Problem konfrontiert, dass die Bundesfördermittel für die Freiwilligendienste gekürzt werden sollen. Die Ausgangslage ist in diesem Jahr jedoch eine ganz andere. Steht doch im Koalitionsvertrag „Mehr Fortschritt wagen“: „Die Plätze in den Freiwilligendiensten werden wir nachfragegerecht ausbauen, das Taschengeld erhöhen und Teilzeitmöglichkeiten verbessern“.

Aktuell bleibt wieder einmal die Enttäuschung, dass große Versprechungen nicht gehalten werden und in diesem Fall sogar der gegenteilige Fall eintreten könnte. Die Ressourcen, die von den Jugendverbänden (wieder einmal) eingesetzt werden müssen, um als Lobbyisten aufzutreten sind enorm und fehlen da, wo diese wirklich gebraucht werden. In der Kinder- und Jugendarbeit.

Auch in diesem Jahr haben wir als Sportjugend des Landessportbundes Rheinland-Pfalz wieder versucht die Politik von der Wertigkeit der Freiwilligendienste generell, besonders aber im Sport zu überzeugen. Mit der Unterstützung von mittlerweile über 100.000 Stimmen einer bundesweiten Petition sind wir in diesem Jahr in die Gespräche gestartet. Getreu unserem Motto „Wir geben der Jugend im Sport eine Stimme“ haben wir bei den Terminen unseren Freiwilligen die Bühne bereitet, um mit den Bundespolitiker*innen in den Austausch zu treten. Nachdem wir die rheinland-pfälzischen Abgeordneten der demokratisch agierenden Parteien angeschrieben hatten sind drei Gesprächstermine entstanden. Gemeinsam mit unserem Sprecher*innen-Team aus den Freiwilligendienst-Seminargruppen, weiteren Freiwilligen und deren Anleiter*innen in den Sportvereinen sind wir in die Gespräche gestartet. Johannes Steiniger (CDU), Daniel Baldy (SPD) und Corinna Rüffer (Die Grünen) sind unserer Gesprächsaufforderung gefolgt haben sich eine ganze Bandbreite an Argumenten für die Umsetzung der Versprechungen im Koalitionsvertrag angehört. Wie das am Ende immer so ist waren sich alle einig, dass die geplanten Kürzungen nicht gut, die Freiwilligendienste „unfassbar“ wichtig, die jungen Menschen eine Bereicherung für die Gesellschaft und Sportvereine wichtig für die Gesundheit der Menschen sind. Nun bleibt zu hoffen, dass der Petitionsausschuss der Bundesregierung über die Petition in die Beratung geht und diese Beratungen zu einem Umdenken in der Haushaltsaufstellung für die Zukunft führen.

Was nehmen wir mit:

  • Wir werden nicht müde werden, der Politik den Spiegel vorzuhalten und uns für unsere Projekte und Werte einsetzen!

  • Die Auftritte der Freiwilligendienstleistenden in den Gesprächen waren sensationell. Eine Petition zu zeichnen ist das eine. Den Abgeordneten aber die eigenen Erfahrungen und Learnings aus dem Freiwilligen-Jahr ins Gesicht zu sagen, sich für die Gemeinschaft und Mitmenschen stark zu machen eine ganz andere.

  • Wir haben die Bühne für junge Menschen geboten. Die Jugend hat die Herausforderung mit Bravour gemeistert!

  • Freiwillige sind für die Sportvereine ein wichtiger Bestandteil in der gemeinnützigen Angebotserstellung. Sie sorgen für Bewegung in Kitas, Schulen und auch dem Sportverein.

  • Die Kürzungen auf die durch Corona und die Energiekrise „gebeutelten“ Sportvereine umzulegen ist nicht denkbar. Dann werden die Sportvereine in Rheinland-Pfalz mittelfriste keine Freiwilligendienstleistenden in den Dienstformen FSJ und BFD einstellen.

Ein großer Dank geht an den Gladiators Trier e.V. und den Base- und Softballclub Mainz Althletics. Die Verantwortlichen haben in den Gesprächen noch einmal die Wichtigkeit der Freiwilligendienstleistenden für den organisierten Sport untermauert. Die Freiwilligendienstleistenden sind eine Bereicherung für das Vereinsleben und eine Unterstützung für die Ehrenamtlichen in den Sportvereinen. Die Gespräche mit der Politik, den Freiwilligen und den Vertreter*innen der Sportvereine haben gezeigt, dass es sich lohnt für die gute Sache zu kämpfen. Auch, wenn es dann alle zwei Jahre ist.