Erste Tagung der Anti-Doping-Beauftragten der Landesfachverbände

05.10.2022 –  Michael Heinze

Die Anti-Doping-Beauftragten von neun rheinland-pfälzischen Fachverbänden wollten am Mittwochabend bei der 1. Tagung der Anti-Doping-Beauftragten (ADB) mit von der Partie sein – und waren dankbar für den Input. Die Abteilung Leistungssport des Landessportbundes hatte ins Haus des Sports geladen, um aus erster Hand über die verschiedenen Möglichkeiten der Dopingprävention zu informieren. Die Auftaktveranstaltung war ein wichtiger Baustein im Gesamtkonzept der Dopingprävention des LSB. Das Konzept besteht aus zahlreichen Angeboten für die verschiedenen Zielgruppen Athleten, Eltern, Trainer und Anti-Doping-Beauftragten. Details hierzu folgen Anfang 2023.

Wie Sven Laforce, seit April 2020 Anti-Doping-Beauftragter des LSB, und Leistungssport-Referentin Melanie Heß – beim LSB unter anderem verantwortlich für die Zusammenarbeit mit der NADA – der kundigen Runde darlegten, basiert der saubere Sport auf vier Säulen. Klare Haltung und Werte, gelebtes Fairplay, bewusste Eigenverantwortlichkeit sowie ein gesunder Körper machen den Kern der Dopingprävention aus. Die Athlet*innen sollten dies verinnerlichen und eine entsprechende Persönlichkeit entwickeln. Auch in heißen Gefechten und engen Fights gelte es, die psychische und physische Unversehrtheit des Gegners stets im Auge zu behalten. „Das ist das oberste Gebot“, betonte Melanie Heß, die einst selbst im Spitzensport unterwegs war und im Rope Skipping auf Welt- und Europameisterschaft startete. „Nicht, dass man um jeden Preis gewinnt.“ Respekt und Toleranz gegenüber den Konkurrenten sei das A und O. Am Ende des Tages solle der bessere gewinnen. Wie Heß deutlich machte, sei es gerade im Leistungssport oft ein schmaler Grat, was noch gesund ist – und was eben nicht mehr. Nahrungsergänzungsmittel sollten grundsätzlich kritisch hinterfragt werden. „Den Athlet*innen sollte immer bewusst sein, dass die Gesundheit auch nach der Zeit des Leistungssports das wichtigste Gut ist und dass immer auch die Frage im Raum steht, welchen Preis man für fragwürdige Handlungen zahlen möchte.“

Von kleinauf müssten die jungen Spitzensportler*innen lernen, dass man höllisch aufpassen muss. „Wenn Nahrungsergänzungsmittel von einem ´falschen´ Hersteller stammen, können sie mit Dopingsubstanzen kontaminiert sein“, betonte Laforce. „Ein Doping-Vorfall kann eine sportliche Karriere kosten.“

Der Wissensstand bei den Fachverbanden war ganz unterschiedlich. Der langjährige und hawaiierfahrene Triathlet Rainer Düro vom Rheinland-Pfälzischen Triathlon-Verband ist als geprüfter Dopingkontrolleur ganz tief im Thema drin. Triathlon sei „eine dopingaffine Sportart“, urteilte der 76-Jährige und verriet, dass in seinem Verband seit vielen Jahren auch bei kleineren Veranstaltungen in RLP Kontrollen durchgeführt werden. Abschreckung sei notwendig. „Die große Gruppe der Altersklassensportler*innen ist viel mehr gefährdet als die Jugend und die Aktiven“, so der Eindruck des früheren DTU-Präsidenten. Die Dreistigkeit der Altersklassen-Athlet*innen sei verblüffend. „Das ist alles ein ganz schmutziges Geschäft. Den Spitzenleuten geht es um viel Geld, den Guten um Titel und in der Zeitung zu stehen und den Altersklasse-Athlet*innen darum, dass sie nochmal beweisen können, dass sie besser sind als die anderen.“

  • Personen sitzend an Tisch

    Aufmerksame Zuhörer*innen: Die Anti-Doping-Beauftragten Klaus Blässing (Pferdesportverband RLP), Lothar Renz (SWFV), Silke Busam (TURP) und Peter Plötz (Landesruderverband RLP).

    Foto: M. Heinze

Markus Thurow (Turnverband Mittelrhein) vom Trampolin-Stützpunkt in Bad Kreuznach – wo seit Mai die Hälfte der ukrainischen Nationalmannschaft betreut wird – betonte, man befinde sich im regen Austausch mit den Athlet*innen und Eltern zum Thema Dopingprävention. Dirk Eckgold, Leistungssportkoordinator beim Golfverband RLP/Saarland, bezeichnete seine Sportart als „nicht so dopingaffine Sportart, aber im Präventionsbereich ist es eine wichtige Sache – wir müssen für unsere Kaderathlet*innen Anti-Doping-Veranstaltungen machen“. Hans-Jürgen Christmann (Fußballverband Rheinland) und sein Kollege Dirk Renz vom SWFV gaben zu verstehen, dass in beiden Verbänden die Onlinekurse der NADA genutzt werden und die Teilnahmezertifikate vorgelegt werden müssen – ein wesentlicher Bestandteil der Dopingprävention. Daniel Fritz (Pfälzer Turnerbund), selbst auch Doping-Kontrolleur, sagte, im PTB führe man unter anderem auch den Online-Test mit Zertifikaten durch. Laut Klaus Blässing, seit 40 Jahren Geschäftsführer beim Pferdesportverband RLP, gibt es Dopingkontrollen in seinem Verband schon seit mehr als 40 Jahren. „70 bis 80 Kontrollen machen wir in RLP allein den bei Pferden, „auch im normalen Amateurbereich“ kontrolliere man stichprobenartig. Dazu führe man einmal jährlich ein Kadertreffen durch. „Das auf Landesebene getestet wird, habe ich noch nie erlebt“, betonte derweil Silke Busam, Verbandsärztin und Anti-Doping-Beauftragte der Taekwondo Union RLP. Und Peter Plötz vom Landesruderverband sagte: „Dopingprävention bei uns ist ein recht neues Thema. Auf Bundesebene wird natürlich viel getestet, das ist klar – auf Landesebene eigentlich eher nicht. Meine Aufgabe als Anti-Doping-Beauftragter sehe ich darin, die Sportler*innen auf den Dopingtest vorzubereiten. Dass man sie an die Hand nimmt und ihnen erklärt, dass sie auch Rechte haben, wenn sie getestet werden.“

Ans Herz bekamen die Delegierten der Landesfachverbände noch die NADA 2GO APP gelegt, die nützliche Infos für den Alltag von Athlet*innen erhält. NADAmed etwa ist eine Datenbank, mit der sich die Dopingrelevanz von Medikamenten prüfen lässt. Während die Kölner Liste über Nahrungsergänzungsmittel aufklärt, die auf Dopingsubstanzen getestet wurden. Darüber hinaus bietet der LSB Workshops oder Vorträge von Sven Laforce an. „Wir sind auch offen für jegliche Wünsche rund um das Thema Anti-Doping“, betonte Melanie Heß. „Man kann jederzeit Sven Laforce oder mich kontaktieren, wenn es darum geht, was in den Vorträgen enthalten oder ob es lieber ein Workshop sein soll.“ Wichtig sei, dass dabei immer die Schulung von Nachwuchsathlet*innen im Vordergrund steht. Schließlich sind die Nachwuchs-Leistungssportler*innen die Zielgruppe des LSB. Tipp von Laforce: „Mittwochs ab 16 Uhr ist ein relativ guter Tag für Vorträge oder Workshops.“

Geplant ist, die ADB-Tagung künftig einmal pro Jahr stattfinden zu lassen, um so weitere Austausch- und Kontaktmöglichkeiten zu schaffen. „Für die Zukunft wünschen wir uns, dass wir auch über das Jahr hinweg im Austausch bleiben – wie genau, das sind wir noch am planen“, sagte die Leistungssport-Referentin. „Und wir wollen ein Aktionspaket für Rheinland-Pfalz-Meisterschaften entwerfen, die wir den ADBs an die Hand geben, die sie dann an ihre Nachwuchs-Athlet*innen weitergeben können.“ Nicht zuletzt plane man eine Art Dopingpräventions-Wettbewerb anzubieten mit dem Ziel, dass sich die Verbände um den Innovationspreis in der Dopingarbeit bewerben können.

Als Hausaufgaben bekamen die Delegierten auf den Weg, in ihren Verbänden eine Info-Veranstaltung für ihre Sportler*innen, Trainer*innen und/oder Eltern anzubieten. Zudem sollten sie die „Gemeinsam gegen Doping“-Angebote in Anspruch nehmen und ihre Rolle als Bindeglied ausleben, damit das Thema im jeweiligen Fachverband sichtbar wird. „Denn es ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe und uns ist es wichtig, dass diese Aufgabe ernst genommen wird.“ In diesem Zusammenhang regte Dirk Eckgold „einen einheitlichen Anti-Doping-Textbaustein“ für die Kadervereinbarungen der einzelnen Landesfachverbände.

Ansprechperson

Portrait Melanie Heß
Melanie Heß

Referentin Leistungssport