Land startet mit Partnern Schulsportinitiative / LSB-Vizepräsident Dr. Becker: „Wir müssen aufpassen, dass wir alle mitnehmen“

Dem Schulsport einen frischen Schub geben

05.07.2022 –  Michael Heinze

Der Schulsport hat in den vergangenen beiden Jahren stark unter den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gelitten. Weil wissenschaftliche Studien belegen, dass sich junge Menschen im Alltag seit geraumer Zeit zu wenig bewegen, will Rheinland-Pfalz den Schulsport nun sozusagen „mit Wumms aus der Krise“ führen. Dazu hat das Bildungsministerium zusammen mit starken Partnern eine Schulsportinitiative ins Leben gerufen, die am Dienstag im Gymnasium Theresianum in Mainz vorgestellt worden ist.

Die Schulsportinitiative wird vom Bildungsministerium, der Schulaufsichtsbehörde (ADD), dem Pädagogischen Landesinstitut und der Unfallkasse Rheinland-Pfalz gesteuert. Beteiligt ist zudem der Landessportbund Rheinland-Pfalz, der sich allerdings auch gewünscht hätte, mit am Steuer zu sitzen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Neben der Sicherstellung des Sportunterrichts stehen Gesundheitsförderung, Vermittlung von Freude an der Bewegung und Sicherheit im Sportunterricht ganz oben auf der Agenda der neuen Initiative.

„Jetzt, wo Corona nachlässt, fangen die Schulsportwettbewerbe wieder an“, machte der für Bildung zuständige LSB-Vizepräsident Dr. Ulrich Becker, im Hauptberuf Schulleiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG) in Kaiserslautern, bei einer Diskussionsrunde deutlich, an der auch noch Sabine Pfeiffer (Abteilungsleiterin Pädagogisches Landesinstitut RLP), Thomas Linnertz (ADD-Präsident), Dr. Stefanie Hubig (Bildungsministerin RLP) und Manfred Breitbach (Geschäftsführer Unfallkasse RLP) dem Moderator Kai Gemeinder Rede und Antwort standen. „Man merkt, dieser Spirit ist wieder in der Schule. Wir müssen nur aufpassen, dass wir alle mitnehmen.“ Der Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ schlage eine ganz wichtige Brücke zum Vereinssport. „Ich bin froh, dass er wieder angesprungen ist, für die Schulen ist das ein Highlight“, so Becker vor 80 Schulsportexpert*innen aus allen Ecken des Bundeslandes. „Das ist die ganz legale Eintrittspforte in die Schule und wir holen nicht nur die Topleute ab, sondern auch die, die Förderbedarf haben.“ Der LSB-Vizepräsident wörtlich: „Wir haben eine ordentliche Anzahl von Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen – was uns fehlt sind noch mehr Schulen und noch mehr Vereine. Wenn wir die alle zusammenführen, haben wir ein tolles Netzwerk.“

  • Gesprächsrunde Schulsport

    Protagonisten eines attraktiven und zukunftsorientierten Schulsports (v.l.): Sabine Pfeiffer (Abteilungsleiterin Pädagogisches Landesinstitut RLP), Thomas Linnertz (Präsident ADD RLP), Dr. Stefanie Hubig (Bildungsministerin RLP), Manfred Breitbach (Geschäftsführer Unfallkasse RLP) und Dr. Ulrich Becker (LSB-Vizepräsident Bildung).

    Foto: M. Heinze

Auf die Herausforderungen von „Sport im Ganztag“ angesprochen, meinte Becker: „Die Ganztagsschule ohne Sportvereine wäre eine schwierige und auch eine traurige Veranstaltung. Wir haben Übungsleiter und Trainer, die in die Schulen kommen und damit das Ganztagsangebot sicherstellen – das sind geborene Partner. Die Schulen wollen gerne mit den Vereinen arbeiten und die Vereine wollen in die Schule.“ Die Ganztagsschule sei „das Einfallstor für die Vereine – wir brauchen uns gegenseitig, das ist der entscheidende Punkt“. Die Corona-Pandemie habe die rheinland-pfälzischen Sportvereine viele Mitglieder gekostet, die man mit der Kampagne Comeback der Bewegung zurückgewinnen wolle. Dafür müsse der Sport dorthin, wo die Kinder sind – und das sei eben vor allem die Schule. Es gebe einen engen Zusammenhang zwischen einem bewegungsfördernden Schulalltag, einem qualitativ guten Sportunterricht und dem Betritt von Kindern und Jugendlichen zu Sportvereinen – auch unabhängig von der Sportaffinität des Elternhauses. Damit dies noch besser funktioniere, müssten die Kooperationsmodelle überprüft und optimiert werden.

Laut Bildungsministerin Hubig haben die Sportlehrkräfte „mit vielen kreativen Ideen dafür gesorgt, dass auch während der Pandemie zumindest einfache Bewegungsangebote für Schülerinnen und Schüler ermöglicht wurden. Jetzt wollen wir sicherstellen, dass wir weiter Sportunterricht auf fachlich hohem Niveau an unseren Schulen anbieten können“. Die Schulsportinitiative sei das Netzwerk, mit dem man dies unterstütze und das den Schüler*innen die Bedeutung von Bewegung immer wieder aufs Neue vermittele. Herzstück der Schulsportinitiative ist die interaktive Mitmach-Broschüre „Mein Sportbuch“, das sich an Schüler*innen der dritten und vierten Klassen richtet und gespickt ist mit Fitness-Challenges. Die Trainingseinheiten können über einen QR-Code abgerufen werden und bieten nicht nur den Jungen und Mädchen, sondern auch den Lehrkräften diverse Anregungen für den Sportunterricht, die zugleich den Vorgaben des Lehrplans entsprechen.

„Wir fügen damit in unsere Bewegungsstrategie für alle Altersgruppen einen weiteren Baustein ein“, betonte die Bildungsministerin. „Beginnend bei den Bewegungskitas über den Sport in den Grundschulen bis zu den leistungsorientierten Partnerschulen des Sports – zu denen auch das Gymnasium Theresianum gehört – bieten wir somit das richtige Sportangebot für jede Altersstufe.“ In Zeiten, in denen Kinder sich immer mehr vor Bildschirmen aufhalten, komme dem Schulsport eine besondere Rolle zu, unterstrich Manfred Breitbach, Geschäftsführer der Unfallkasse RLP. Bewegung sei ein entscheidender Faktor für die kognitive und motorische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und wichtige Grundlage für sicheres Verhalten. Breitbachs Rede: „Schulsport muss attraktiv sein, gleichzeitig aber auch sicher.“

Ansprechperson

Portrait Katrin Riebke
Katrin Riebke

Referentin Schulsport