Die Mixed-Staffel mit Radfahrer Miguel Heidemann beim Gruppenfoto nach dem EM-Sieg.
Foto: H.A. Roth

Hannah Ludwig aus Traben-Trarbach und Miguel Heidemann aus Hockweiler kommen als Europameister nach Hause / Pascal Ackermann gewinnt Bronze im Straßenrennen

Drei EM-Medaillen für rheinland-pfälzische Straßen-Radsportler

14.09.2020 –  Holger Teusch

Wegen Corona mit nur wenigen realen Rennen zur Vorbereitung haben die deutschen und vor allem die rheinland-pfälzischen Straßen-Radsportler ein nahezu optimales Ergebnis bei den Europameisterschaften Ende August erzielt. Hannah Ludwig aus Traben-Trarbach verteidigte im Einzelzeitfahren der U 23 ihren Titel, Miguel Heidemann aus Hockweiler bei Trier fuhr mit der deutschen Mixed-Staffel zu Gold und der aus Kandel stammende Pascal Ackermann belegte im prestigeträchtigen Straßenrennen wie im Vorjahr den dritten Platz.

Die für das Team Canyon-SRAM fahrende Hannah Ludwig sorgte im französischen Plouay gleich am EM-Auftakttag  für einen goldenen Start der deutschen Mannschaft. In 35:53 Minuten war sie schnellste U-23-Juniorin über 25,6 Kilometer durch die Bretagne. Die Zweitplatzierte, ihre Nationalmannschaftskameradin Franziska Koch (Unna), hatte bereits 25 Sekunden, Bronzemedaillengewinnerin Marta Jaskulska aus Polen 1:19 Minuten Rückstand.

„Ich hatte schon gehofft, dass es mit der Titelverteidigung klappen würde, aber dieses Jahr ist ja ganz speziell“, erzählt Hannah Ludwig über die Ungewissheit mit nur ganz wenigen Renn-Kilometern bei der EM zu starten. Ein Vorteil: Als Vorjahresgewinnerin ging sie als letzte auf den Parcours. „Ich wusste, dass ich die schnellsten Zwischenzeiten habe.“ Nach drei Viertel der Distanz waren es 18 Sekunden. Aber auf dem Schlussabschnitt wartete noch ein Anstieg über rund zwei Kilometer. Hier zeigte die Traben-Trarbacherin, die vereinsmäßig beim RSC Stahlross Wittlich zuhause ist, ihre Klasse und vergrößerte ihren Vorsprung um weitere sieben Sekunden.

Bei den U-23-Junioren hatte sich Miguel Heidemann mehr als den elften Platz erhofft. „Ein lachendes und ein weinendes Auge“, kommentierte der Fahrer vom Team  Leopard Pro Cycling seine 1:20 Minuten Rückstand auf Europameister Andreas Leknessund (Norwegen/30:58). Dass die Leistung prinzipiell da war bestätigte der 22-Jährige am EM-Abschlusstag mit der deutschen Mixed-Staffel. „Ich konnte lange vorne fahren, vor allem am Berg“, zeigte sich Heidemann zufrieden über seinen Beitrag zu Mannschafts-Gold.

  • Die U23-Europameisterin Hannah Ludwig beim Radfahren

    Die U-23-Europameisterin Hannah Ludwig vom RSC Stahlross Wittlich, die für das UCI-Team Canyon-SRAM in die Pedale tritt. Das Foto stammt von der EM 2019.

    Foto: H.A. Roth

Der Ergebnisliste nach war es eine klare Sache. Zusammen mit Michel Heßmann und Justin Wolf (beide Unna) hielt Heidemann auf den ersten rund 27 Kilometern Kontakt zu den schnellen Schweizern. Die 1,4 Sekunden Rückstand sollten Lisa Klein, Mieke Kröger und die frischgebackene deutsche Meisterin Lisa Brennauer eigentlich locker aufholen. Doch zunächst hieß es zittern. Mieke Kröger fiel nach neun Kilometern die Kette herunter. Dann hatte Lisa Brennauer einen Platten an ihrem Hinterrad. „Da war erst einmal kurz Stille bei uns“, erzählt der beim RV Schwalbe Trier großgewordene Heidemann. Doch das Vertrauen in das gut eingespielte Frauen-Trio war groß. Zu Recht: Der Rückstand auf die Schweizer war nach der ersten Runde trotz der Defekte nur auf elf Sekunden angewachsen. Die zweite Runde fuhren die Deutschen – nun ohne Defekt – 34 Sekunden schneller als die Eidgenossinnen.

Nach dem knapp verpassten DM-Titel direkt vor der Europameisterschaft konnte Pascal Ackermann endlich seine zweite EM-Medaille verbuchen. In einem Fotofinish nach 177 Kilometern musste sich der Kandeler nur dem Italiener Giacomo Nizzolo und Arnaud Démare aus Frankreich geschlagen geben. Ackermanns Ziel war das Europameistertrikot gewesen. Doch ein Sturz, bei dem drei seiner Teammitglieder ausschieden, vereitelte das Vorhaben. Dass der 26-Jährige noch aufs Podest fuhr, ist deshalb umso erstaunlicher. Im Sprint fehlten dem Pfälzer drei wichtige Helfer.