Seminar „Outdoorfitness & Mehrgenerationensport für Sportvereine und Kommunen“ in Trier
15.07.2024 – Michael Heinze
Welche Vorteile haben Outdoorsportanlagen auch für den Vereinssport? Wie läuft die Planung solcher Anlagen ab? Wo sind Fallstricke und wo Chancen? Und vor allem auch: Was gibt es an Geld für solche Anlagen und wo kann bei notwendigen Sanierungsmaßnahmen anknüpfen? Dies waren nur einige der Fragen, auf die es dabei Antworten gab.
Nutzungskonflikte nehmen zu
Prof. Lutz Thieme von der Hochschule Koblenz/RheinAhrCampus Remagen präsentierte dem 30-köpfigen Fachpublikum die Bedeutung und Potenziale von Outdoorfitness-Anlagen in der Sportstättenentwicklungsplanung. Thieme sprach von steigenden Anteilen selbstorganisierten Sporttreibens im öffentlichen Raum – vor allem in Ballungsgebieten. „Ein Drittel bis die Hälfte des Sporttreibens finden in selbstorganisierten Settings statt“, präzisierte der frühere LSB-Präsident, der aktuell auch als Vizepräsident des Fußballverbands Rheinland agiert und dort für die Verbandsentwicklung zuständig ist. Die Menschen eigneten sich den öffentlichen Raum für ihr Sporttreiben an und machten ihn entsprechend nutzbar. Nutzungskonflikte nehmen laut Thieme zu, eine Möblierung schaffe informelle Regelsysteme. Thieme wörtlich: „Nutzungskonflikte kann man durch die perfekte Möblierung nicht verhindern, aber zumindest entkrampfen.“
Niederschwelliges Angebot
Fakt ist: Outdoorfitness-Anlagen stellen ein niederschwelliges Angebot zur Bewegungsförderung auch für sportferne Bevölkerungsgruppen dar. „Ungefähr ein Drittel der Menschen sagen von sich selbst, dass sie keinen Sport treiben“, machte Thieme deutlich. Solche Menschen könnten über Outdoorfitness-Angebote leichter animiert werden, sich zu bewegen. Zudem würden Multicourts, Beachcourts, Parcours oder diverse Kletterangebote die Motorik von Kindern fördern und deren Entwicklung positiv beeinflussen. Jugendliche erhielten dort spannende Entfaltungsmöglichkeiten – etwa auf den total angesagten „Ninja-Warrior“-Anlagen. Aber auch für ältere Semester oder Menschen mit Behinderung seien die barrierefreien Outdoorfitnessanlagen ein veritabler Gewinn.
Beschattung mitdenken
Allein: Gerade in den Sommermonaten sei es wichtig mitzudenken, wie man „so etwas wie Beschattung oder Mikroklima“ erzeuge, um in Zeiten des Klimawandels ein angenehmes Sporttreiben an der frischen Luft zu ermöglichen. Thieme, der dem Plenum Fotos zahlreicher Umsetzungsbeispiele präsentierte, sprach von einer „massiven Veränderung von Klimabedingungen“. Die Menschen würden ihr Sportreiben immer mehr an die Klimabedingungen anpassen müssen. Lösungen müssten stets angepasst sein an die jeweiligen Zielgruppen, die Gegebenheiten des Standorts sowie die Traditionen vor Ort. Eine Standardlösung gebe es definitiv nicht. Einig war sich die Expertenriege, dass der klassische Weg („Die Kommune setzt etwas hin, kümmert sich drum und das Land bezahlt noch einen Zuschuss“) nicht der einzige Weg ist – und dass auch andere Finanzierungsmöglichkeiten denkbar sind.
Anlage hält 10 bis 15 Jahre
Diplom-Sportwissenschaftler Oliver Seitz von 4FCIRCLE („Wir machen Bewegungsparcours-Projekte seit 2001“) referierte über Planung, Realisierung und Betrieb von Outdoorfitnessanlagen in der Praxis. „Für die Athleten sind sie ein Fitnessstudio draußen“, betonte Seitz. „Wir wollen einen Platz finden, wo wir eine möglichst heterogene Zielgruppe zusammenbringen können. Der Vorteil – 24 Stunden am Tag ist dieses Ding offen. Es fällt mir zugegebenermaßen leicht, die Sportler von so einer Anlage zu überzeugen, aber man muss auch diejenigen überzeugen, die sie instand halten und vor allem die, die es am Schluss bezahlen müssen.“ Für eine Calisthenics-Anlage auf 200 Quadratmetern müsse man inklusive Geräten, Boden und Co. mit knapp 100.000 Euro rechnen. „So eine Anlage hält dann aber auch 10 bis 15 Jahre – und man kann richtig cool damit arbeiten für eine breite Zielgruppe.“
Fördermöglichkeiten beachten
Bevor es zum fachlichen Austausch in den für Jedermann frei zugänglichen Bewegungs-/Calisthenics-Park im Trierer Moselstadion ging – der vor gut zwei Jahren eingeweiht wurde, knapp 300.000 Euro gekostet hat und täglich von 7.30 bis 22 Uhr geöffnet ist – skizzierte Angelika Speicher vom Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz die Fördermöglichkeiten für Bau und Sanierung. Demnach fallen größere Maßnahmen mit zuwendungsfähigen Kosten von über 75.000 Euro unter das Landesprogramm. „Ganz wichtig ist eine umfassende sportfachliche Bewertung“, so Speicher. „Je mehr Gedanken man sich vorher macht, umso einfacher ist es dann, diese Maßnahme auch durchzubringen.“ Outdoorsportanlagen seien freiwillige Leistungen, die sich nur Kommunen erlauben dürften, die über eine dauerhafte Leistungsfähigkeit verfügen. Mit Blick auf das Sportstättenförderprogramm „Land in Bewegung“ (10.500 bis 75.000 Euro zuwendungsfähige Kosten) sagte Speicher, die Förderjahre 2022 und 2023 seien bewilligt, für 2024 sei die Auswahl abgeschlossen und für das Förderjahr 2025 gebe es einen neuen Aufruf. Die Expertin sprach dabei von einer Zweckbindungsfrist von 20 Jahren, die vom Gesetzgeber vorgeschrieben sei. „Dazu muss man dieser Anlage ordnungsgemäß unterhalten. Ganz wichtig ist auch, alle Anträge vollständig vorzulegen und die entsprechenden Verbandsgemeinden von vornherein einzubinden.“ Kommunen, die nicht über die nötige Leistungsfähigkeit verfügten, müssten „noch einen anderen Finanzierer mit reinkriegen“ oder ihr Glück via Spendengenerierung bzw. Crowdfunding probieren. Klassische Spielplatzgeräte könnten nicht gefördert werden, ebensowenig etwa die Umrüstung einer LED-Flutlichtanlage, der Erwerb mobiler Geräte oder der Bau einer Zisterne.
Weitere Infos zu Fördermöglichkeiten
Detaillierte Infos zur Sportstättenförderung beim Land gibt es via Mail unter Sportanlagenfoerderung@add.rlp.de oder auf der Website des Ministeriums des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz.