Statement zur Fußball-WM der Männer in Katar
24.11.2022 – LSB-Pressestelle
Liebe rheinland-pfälzische Sportfamilie,
gestern ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Katar mit ihrem Gruppenspiel gegen die japanische Auswahl in die 22. Fußball-Weltmeisterschaft gestartet. Selbstverständlich unterstützen der Landessportbund (LSB) und die Sportbünde Rheinland, Pfalz und Rheinhessen die Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und wünschen dem Team von Bundestrainer Hansi Flick im weiteren Verlauf des Turniers den größtmöglichen sportlichen Erfolg.
Gleichzeitig schließen wir uns dem Statement und der damit einhergehenden Kritik des Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zur Vergabe der Fußball-WM nach Katar an. Die WM hätte nicht nach Katar vergeben werden dürfen! Die eklatanten Verletzungen der Menschenrechte, die Diskriminierung der LGBTIQA+-Community und stark eingeschränkte Frauenrechte im Land lassen sich nicht mit der Werteorientierung des gemeinnützigen Sports vereinbaren. Allein der Umgang mit natürlichen Ressourcen und die fehlende Nachhaltigkeit beim Bau und der langfristigen Nutzung der Spielstätten sowie der dafür notwendigen Infrastruktur hätten zu einer anderen Entscheidung führen müssen. Zudem stellten intransparente Entscheidungen und Korruption im Zuge der Vergabe die Integrität des Weltsports frühzeitig in Frage.
Von vielen wird ein vollumfänglicher Boykott des Turniers gefordert. Ein sportlicher Boykott - wie beispielsweise bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau – würde den Sportlern jedoch einen Lebenstraum nehmen. Ein Stillschweigen wäre aus unserer Sicht allerdings auch nicht das richtige Zeichen. Insofern gilt es, die schwerwiegenden Missstände vor Ort aufzuzeigen und sich nicht hinter einem vermeintlich unbeteiligten Schweigen zu verstecken. Für den rheinland-pfälzischen Sport halten wir es gemeinsam mit dem DOSB als nationaler Vertreter unseres Landes im Weltsport für umso wichtiger, dass das bereits eingetretene Umdenken und die Fokussierung auf Themen wie Nachhaltigkeit, Menschenrechte und die Vielfalt von Lebensformen im Sport konsequent fortgesetzt wird. Das Einstehen für Menschenrechte ist weniger politisch als vielmehr eine grundsätzliche Haltung. Menschenrechte sind nicht verhandelbar! Mit dem durch die FIFA jetzt auch noch erlassenen Verbot des Tragens der „One-Love-Kapitänsbinde“ – ein bewusstes Zeichen für Vielfalt und Menschenrechte – missachtet die FIFA zentrale Werte des Sports. Insofern begrüßen wir die Oppositionshaltung des DFB zur FIFA, hätten uns aber eine noch klarere Haltung gewünscht.
Daher wird der rheinland-pfälzische Sport im Zeitraum der Fußball-WM in Katar bewusst kritische Stimmen in Artikeln, Posts und Geschichten auf den offiziellen Kanälen zu Wort kommen lassen, um eine fundiertere Auseinandersetzung mit Themen wie Menschenrechte, Diskriminierung gegenüber der LGBTQIA+-Community oder ökologischer Nachhaltigkeit im Sport zu fördern. Dabei sollen insbesondere auch die Entwicklung und der aktuelle Stand dieser Themen in Deutschland und Rheinland-Pfalz kritisch dargestellt werden. Zudem wird allen Sportfreund*innen ein Sonder-Newsletter mit Linksammlungen bezüglich des Themas „Fußball-WM in Katar: Sport, Nachhaltigkeit und Menschenrechte“ zur Verfügung gestellt, der auch Beispiele über das aktuelle Engagement innerhalb der beschriebenen Thematik des rheinland-pfälzischen Sports bereithält.
Die Sportbünde im Land treten seit vielen Jahren satzungsgemäß aktiv gegen Diskriminierung und jegliche Form von Gewalt ein. Und stehen für eine bunte, weltoffene, vielfältige Gesellschaft – für die gleichen Rechte von Menschen egal welchen Geschlechts, Nationalität, Religion, sexueller Orientierung oder körperlich wie geistiger Behinderung. Getreu der Anfang November durchgeführten LSB-Aktionswoche „Sport lebt Vielfalt“ steht der Sport in Rheinland-Pfalz für Inklusion, Integration und Antidiskriminierung.
In den kommenden Wochen wollen wir mit authentischem Engagement dafür weiter eintreten.
Als sichtbares Zeichen dient dazu nicht zuletzt die zur LSB-Aktionswoche gehisste Regenbogenfahne, die wir für den Zeitraum der Fußball-WM vor unserem Gebäude als Symbol der Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz von Lebensformen weiter hängen lassen.
Gerne nehmen wir Ihre Anregungen in unseren Kommunikationskanälen mit auf und freuen uns auf den kritischen Diskurs.
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