Landessportlerwahl 2021: Slalomkanutin vom KSV Bad Kreuznach gewinnt zum zweiten Mal nach 2015 und wird Nachfolgerin von Dauersiegerin Miriam Welte
Ricarda Funk, Jason Osborne und VfH Worms machen das Rennen
27.03.2022 – Michael Heinze
Funk war die logische Siegerin bei den Frauen. Für die 29 Jahre alte Bad Breisigerin hatte nach ihrem überraschenden Olympia-Gold im Kanuslalom der Frauen alles gesprochen. Schließlich war sie von allen Assen aus den Team Tokio RLP die einzige, die ihre tolle Leistung mit Gold krönte. Bei der Landessportlerwahl nun vereinte die 1,70 Meter große Athletin („Ich bin einfach nur unfassbar happy, dass sich so tolle Eltern habe“) stolze 24,84 Prozent der Stimmen auf sich und distanzierte ihre Konkurrentinnen damit klar. Bereits 2015 war Funk, für die der Sprung in den Olymp auch der Sprung in eine neue Popularität darstellte, hier ganz oben auf dem Treppchen gelandet. Die 24,84 Prozent bedeuteten nicht nur von allen drei Kategorien den Höchstwert, sondern auch so viel Anteile wie kein/e andere/r Sportler*in bei der vergangenen Wahl erreicht hatte, die etwas länger zurückliegt als üblich – die Landessportlerwahl 2020 war wegen der Corona-Pandemie ausgefallen.
„Wie ich im Olympischen Dorf von den anderen Athleten empfangen worden bin, war unglaublich, ein echter Gänsehaut-Moment“, blickte Funk im Gespräch mit SWR-Moderator Holger Wienpahl in den Rückspiegel. Nach wie vor liebe sie ihren Sport sehr, ein Karriereende sei noch lange nicht in Sicht. „Das ist einfach pure Leidenschaft. Der Tanz zwischen den Torstäben ist das, wofür mein Herz brennt – und macht auf jeden Fall Bock.“ Platz zwei bei der 25. Auflage der Sportlerwahl erreichte wie im Vorjahr die 500-Meter-Hindernis-Läuferin Gesa Krause von Silvesterlauf Trier, die als Sympathieträgerin der Deutschen Leichtathletik gilt. Auf die 29-Jährige, die sich bei den Spielen in Tokio nach intensiven Trainingslagern mit bis zu 160 Kilometern pro Woche einen tollen fünften Rang erkämpft hatte, entfielen exakt 20,14 Prozent der Stimmen. Auf dem Bronze-Rang landete der Speerwerferin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken mit 19,58 Prozent, für die es ebenfalls ein herausragendes Jahr war – auch wenn der viermaligen Deutschen Meisterin in Tokio die Krönung versagt blieb.
Bei den Männern sicherte sich mit Ruderer Jason Osborne vom Mainzer Ruder-Verein der Drittplatzierte der Jahre 2018 und 2019 diesmal den Sieg. Für das Konditionswunder, das vor wenigen Wochen von Mainz-Weisenau nach Offenbach umgezogen ist, war es der allererste Triumph bei der Landessportlerwahl. Der 28-Jährige, der es liebt, an seine Grenzen zu gehen und sich nicht selten bis zum letzten Korn verausgabt, hatte sich in Tokio gemeinsam mit seinem Partner Jonathan Rommelmann vom Crefelder Ruder-Club Silber im Doppelzweier geschnappt. „Diese Medaille bedeutet sehr viel für mich, besonders aber auch für meinen Heimatverein MRV, für den es die erste Olympia-Medaille war“, sagte Osborne, der nach eigener Aussage überrascht war, „dass ich hier als Sportler des Jahres sitze – es waren ja auch noch viele andere Topathleten in der Nominierung drin“. Robert Sens, Osbornes früherer Coach, wies in seiner Kurz-Laudatio noch darauf hin, dass es „die erste Medaille für Deutschland im leichten Männer-Doppelzweier“ war. Osborne vereinte 22,49 Prozent der Stimmen auf sich und gewann damit ebenfalls mit deutlichem Vorsprung vor dem Berufssoldaten und Greco-Ringer Denis Kudla vom SV Alemannia Nackenheim (19,50 Prozent), der sich im Tokio zum zweiten Mal in Folge Olympia-Bronze gesichert hatte und 2024 in Paris als Anwärter auf die Goldmedaille gilt. Auf dem dritten Rang landete mit hauchdünnem Rückstand Richard Schmidt aus dem Deutschland-Achter, der in Tokio Silber geholt hatte. Auf den sympathischen Hünen vom RV Treviris Trier, der seine äußerst erfolgreiche Karriere mittlerweile beendet hat, entfielen 19,49 Prozent der Stimmen.
In der Kategorie „Team des Jahres“ hatte wie so oft in den vergangenen Jahren wieder einmal eine Kunstrad-Formation die Nase vorne. Diesmal allerdings kein Duo, sondern ein Quartett. Der Frauenvierer des VfH Worms hatte bei der Hallenradsport-WM vor 4.000 Zuschauern in der Stuttgarter Porsche-Arena seine famose Saison gekrönt und mit dem Gewinn des Weltmeistertitels gleichzeitig den größten Erfolg in seiner Vereinsgeschichte erzielt. Hannah Rohrwick, Sabrina Born, Annika Furch und Nora Erbenich, die nach dem WM-Titel inklusive Trainer Jürgen Born geschlossen zurückgetreten waren, aber ihrem Verein immer noch als Vorständlerinnen eng verbunden sind, legten eine Top-Kür aufs Parkett. 25 Elemente in fünf Minuten. Ohne Wackler. Ohne Unsicherheiten. Bei der Landessportlerwahl nun schafften diese vom Charakter her sehr unterschiedlichen Frauen beachtliche 23,75 Prozent. „Der perfekte Abschluss eines tollen Jahres“, brachte es Annika Furch auf den Punkt. Die Wormserinnen landeten damit vor dem VC Neuwied, Aufsteiger in die Volleyball-Bundesliga der Frauen (22,16) sowie den Gewichtheber*innen des AV 03 Speyer (19,82) ganz oben auf dem Podest. Die Neuwiederinnen um Erfolgstrainer Dirk Groß und Identifikationsfigur Sarah Kamarah hatten sich in Liga zwei mit nur einer Niederlage und nur 15 Satzverlusten in 23 Partien die Zweitliga-Meisterschaft gesichert. Damit ist die 65.000-Einwohner-Stadt am rechten Rheinufer das erste Mal nach 1974 wieder Erstligist – damals waren es die Männer gewesen. Der AV 03 Speyer war am 19. Juni 2021 vor den Augen von Ministerpräsidentin Malu Dreyer bereits zum sechsten Mal in der Vereinshistorie Deutscher Mannschaftsmeister im Gewichtheben geworden.
Der Nachwuchsförderpreis, den der Landessportbund zum zwölften Mal verlieh, ging mit Jette Simon (Junioren-Weltmeisterin Scratch vom 1. FC Kaiserslautern) und Luca Spiegel (Vize-Junioren-Weltmeister U19 Teamsprint vom RV Offenbach/Queich) an zwei große Talente aus dem Bahnradteam Rheinland-Pfalz.
Über den von der Jury zum achten Mal vergebenen Trainerpreis freute sich Coach-Urgestein Peter Jacqué von den Wasserballern des SC Neustadt, der vor wenigen Wochen seinen 75. Geburtstag gefeiert hat.
Die Ergebnisse der Landessportlerwahl 2021 im Überblick:
1. Ricarda Funk (29/KSV Bad Kreuznach): 24,84 Prozent
2. Gesa Felicitas Krause (29/Silvesterlauf Trier): 20,14 Prozent
3. Christin Hussong (28/LAZ Zweibrücken): 19,58 Prozent
4. Hannah Ludwig (22/RSC Stahlross Wittlich): 18,33 Prozent
5. Jasmin Grabowski (30/JC Zweibrücken): 17,11 Prozent
Sportler
1. Jason Osborne (28/Mainzer Ruder-Verein): 22,49 Prozent
2. Denis Kudla (27/SV Alemannia Nackenheim): 19,50 Prozent
3. Richard Schmidt (34/RV Treviris Trier): 19,49 Prozent
4. Julian Weber (27/USC Mainz): 19,47 Prozent
5. Timo Bichler (23/RV Dudenhofen): 19,06 Prozent
Teams
1. VfH Worms (Kunstrad): 23,75 Prozent
2. VC Neuwied (Volleyball): 22,16 Prozent
3. AV 03 Speyer (Gewichtheben): 19,82 Prozent
4. Schützenverein Diez-Freiendiez (Schießen): 17,46 Prozent
5. BSG Stadtverwaltung Ludwigshafen (Kegeln): 16,81 Prozent
Nachwuchsförderpreis weiblich
Jette Simon (Bahnradsprinterin vom 1. FC Kaiserslautern)
Nachwuchsförderpreis männlich
Luca Spiegel (Bahnradsprinter vom RV Offenbach/Queich)
Trainerpreis
Peter Jacqué (Trainer-Urgestein bei den Wasserballern des SC Neustadt)