Der neue kommissarische LSB-Präsident und die neue kommissarische LSB-Vizepräsidentin Leistungssport über ihre Ziele und Pläne
Bärnwick und Welte brennen für ihre Aufgabe
06.11.2020 – Michael Heinze
Der 72 Jahre alte Bärnwick hat die Nachfolge von Jochen Borchert (Vallendar) angetreten, der wie schon lange angekündigt von seinen Ämtern als LSB-Chef sowie als Vizepräsident Leistungssport zurückgetreten ist. Während andere mit Anfang 70 ihren Hobbies frönen und ihre Freizeit genießen, ist der Ingelheimer bereit, Verantwortung für einen großen Sportverband mit fast 1,4 Millionen Mitgliedern zu übernehmen. Auf die Frage von Moderator Walter Desch, was ihn motiviere, ein solch hochrangiges Funktionärsamt zu übernehmen, meinte Bärnwick, dass man „mit 72 in der Tat nicht ganz in der Mitte des Lebens“ stehe. Fakt sei aber, dass er fünf Jahre ehrenamtlicher Beigeordneter in der 35.000-Einwohner-Stadt Ingelheim vor den Toren von Mainz gewesen sei. „Ich habe diesen Job in Fulltime gemacht und nicht so nebenher. Und als meine Dienstzeit dort zu Ende war, war mir sehr schnell klar, dass das nicht das Ende meiner ehrenamtlichen Tätigkeiten sein wird – und dass ich noch irgendwas machen will.“ Der gebürtige Schwabe wörtlich: „Ich fühle mich noch viel zu jung. Und ich bin jemand, der gerne Verantwortung übernimmt.“ Das sei schon immer so gewesen in seinem beruflichen, sportlichen und politischen Leben. Als er gefragt worden sei, ob er sich die Position des LSB-Präsidenten vorstellen könne, habe er bei sich gedacht: „Ja, das könnte was für Dich sein.“ Seit diesem Tage brenne er für diese neue Aufgabe. Nachdem er nun eine Woche lang kommissarisch im Amt sei, fehle nur noch das i-Tüpfelchen. „Bei der digitalen Mitgliederversammlung am 11. Dezember haben die Mitglieder zu entscheiden – los geht es aber schon jetzt.“ Er freue sich sehr, dass er sich ab sofort „für die Belange des LSB, für die Mitglieder, die Vereine, Verbände und Organisationen einbringen kann“.
Bärnwick wurde gemäß der LSB-Satzung zunächst als kommissarischer Präsident bis zur nächsten Mitgliederversammlung berufen. Hier wird er sich der Wahl der Delegierten stellen. Der Rheinhesse war bis zu seinem Ruhestand zunächst als Personalleiter und anschließend als Leiter Außendienst beim Pharma-Konzern Boehringer Ingelheim aktiv. In früheren Jahren unterrichtete der studierte Sportwissenschaftler an einem Gymnasium und betrieb als selbständiger Schwimmlehrer eine Schwimmschule. Ehrenamtlich hatte er sich unter anderem beim TC Boehringer Ingelheim und bei der SpVgg Ingelheim engagiert, wo er jeweils als Präsident agierte. Außerdem war er Gründungsmitglied und Zweiter Vorsitzender des Ingelheimer Förderzentrums für Jugendfußball und Soziales, Präsidiumsmitglied im Ressort Vereinsentwicklung des Sportbundes Rheinhessen sowie Mitglied im LSB-Arbeitskreis „Sport und Kommune“. Bärnwick, der neben dem Sport auch Malen, Lesen, Reisen und Kultur zu seinen Hobbies zählt, wird den LSB auch im Trägerverein des Olympiastützpunktes vertreten.
Wie der Rheinhesse verriet, habe er sich gleich bei seiner ersten Präsidiumssitzung „sehr wohl gefühlt“. Nach seinen Zielen gefragt, nannte er als erstes die Organisationsanalyse. Die sei inzwischen fertiggestellt und die gelte es nun „auszuwerten und mit den Präsidiumsmitgliedern und mit dem Hauptamt umzusetzen“. Zweites Ziel sei der Neubau der LSB-Geschäftsstelle, in der auch der Sportbund Rheinhessen sowie andere Verbände unterkommen sollen. Die Gespräche für einen Bauplatz sind gut vorangeschritten, der LSB stehe hier kurz vor dem Abschluss. „Ganz wichtig ist auch das Verhältnis zum, sind die Gespräche mit dem Ministerium des Innern und für Sport RLP“, betonte Bärnwick. „Ich durfte bereits mit dem Minister sprechen – und das war ein sehr angenehmes Gespräch.“
Die guten Kontakte ins Ministerium zu hegen und zu pflegen, sei ihm ganz wichtig. „Da möchte ich ein Gesprächspartner auf Augenhöhe sein“, so der 72-Jährige. „Ich habe die Interessen des LSB zu vertreten – wohlwissend, dass die Gelder aus der Politik kommen. Aber das heißt nicht, dass wir alles abnicken. Wir haben ganz klar unsere Aufträge. Mit den Mitteln, die uns zurzeit zur Verfügung gestellt werden, haben wir große Schwierigkeiten.“ Hier aber habe sein Vorgänger Jochen Borchert „schon große Vorarbeit geleistet“, damit man bald weitere Fortschritte erzielen könne. Ein gutes Miteinander mit den regionalen Sportbünden sei für ihn „Tagesgeschäft und ganz selbstverständlich“. Am Herzen liegt Wolfgang Bärnwick nicht zuletzt die Förderung des Leistungssports.
Der Leistungssport – das ist das Metier von Miriam Welte. „Das ist mein erstes Ehrenamt überhaupt“, erläuterte die 33-Jährige, die einstimmig zur kommissarischen Vizepräsidentin Leistungssport berufen worden war. Auch sie wird sich in der Mitgliederversammlung der Wahl der Delegierten stellen. „Ich habe noch keine Erfahrung mit Ehrenämtern und denke, dass das zeitlich auf jeden Fall gut klappt“, sagte die gebürtige Kaiserslauternerin, die bis heute in der Westpfalz-Metropole lebt und als Teamsprint-Olympiasiegerin von 2012 sowie als sechsmalige Weltmeisterin, viermalige Europameisterin und 21-fache deutsche Meisterin zu den erfolgreichsten rheinland-pfälzischen Sportlerinnen aller Zeiten zählt. Beruflich ist die Diplom-Verwaltungswirtin als Polizeioberkommissarin bei der Polizei Rheinland-Pfalz tätig. Da sie ihre aktive Karriere bereits im September 2019 beendet hat, habe sie jetzt „natürlich mehr Freizeit“. Ihre Prognose: „Ich werde das gut unter einen Hut bekommen – auch wenn dieses Ehrenamt viel Zeit in Anspruch nimmt.“ Sie freue sich auf „eine spannende Zeit“. Wörtlich sagte die Ausnahmesportlerin: „Ich war in der Sportfördergruppe der Polizei und habe dort von der absolut hervorragenden Förderung profitieren können. Ich glaube, dass wir mit der Sporthilfe RLP schon sehr, sehr gut aufgestellt sind, wenn man das vergleicht mit anderen Bundesländern. Aber mehr geht immer – und hilft allen Sportlern, sich noch mehr auf den Sport konzentrieren zu können. Da hat die LSB-Abteilung Leistungssport mit Thomas Kloth und dem ganzen Team drumherum schon viel erreicht.“ Der rheinland-pfälzische Leistungssport werde „absolut vorangetrieben“. Klar sei: „Wenn man nur in der Spitze fördert, braucht man sich nicht zu wundern, wenn irgendwann keine Talente mehr nach oben kommen.“ Fest steht für sie: „Wir brauchen in RLP noch mehr qualifizierte Trainer.“
Das ist auch die Auffassung von Borchert, der sich am 31. Oktober in beiden Rücktrittserklärungen für die herausragend gute und qualitativ hochwertige Unterstützung des Hauptamtes in LSB und Sportbünden bedankt hatte. Beim Rückblick auf seine Zeit als kommissarischer LSB-Präsident konstatierte der 60-Jährige: „Wir sind im Team enger zusammengerückt, haben eine erfolgreiche Zeit gehabt – und ich gehe davon aus, dass die Neuen im Präsidium den gleichen Weg weiter gehen.“