Jan Stölben: Aus der Eifel hoch hinaus im Wintersport

28.02.2023 –  Holger Teusch

Jan Stölben aus Manderscheid hat geschafft, was noch keinem rheinland-pfälzischen Skilangläufer gelungen ist: Nachdem er dreimal bei Nachwuchs-WMs dabei war, wurde der 21-Jährige für die Nordische Ski-WM der ganz Großen nominiert. Unter den ganzen Vereinsnamen im Nationalkader „Ski Nordisch“ des Deutschen Ski-Verbands sticht der des SLV Ernstberg hervor. Aus dem Ski-Klub aus der Vulkaneifel stammt Jan Stölben. Der 21-Jährige ist der bisher einzige Rheinland-Pfälzer, der es in den Skilanglauf-Nationalkader geschafft hat und der für eine Nordische Ski-WM nominiert wurde.

So richtig in Schwung kam Stölbens Karriere kurioserweise während der Corona-Pandemie. Zum Skilanglauf kam der ehemalige Tennisspieler 2013 durch seine Eltern und den Schulsportwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“. Das Dauner Geschwister-Scholl-Gymnasium vertritt RLP regelmäßig beim Bundesvergleich. Und Jan Stölben war auch da meist der Beste seiner Schule. Den Schneemangel machten die GSG-Skilangläufer und insbesondere Stölben durch Engagement wett.

Der jetzige LSB-Leistungssport-Abteilungsleiter Thomas Kloth als damaliger Skilanglauf-Landestrainer versorgte Stölben von Mainz aus mit Trainingsplänen. Sein Schützling spulte diese meist auf Skirollern auf dem Maare-Mosel-Radweg zwischen Wittlich und Daun ab. Durch ehemalige Eisenbahntunnel und über Viadukte – und in der Regel allein. Die Leistungen waren so gut, dass Kloth seinen Schützling am Oberhofer Sportinternat empfahl. Doch Stölben wurde abgelehnt. Zu schlecht sei seine Lauftechnik. Beim extensiven Solotraining auf Rollen statt im Schnee hatten sich Fehler eingeschliffen. Statt nach Thüringen ging es ins Sauerland, ans Winterberger Sportinternat.

In seinem letzten Jahr dort kam Corona. Viel Zeit für Stölben, neben dem Online-Unterricht im heimischen Manderscheid zu trainieren. Um Klimmzüge zu simulieren, legte er sich unter den Esstisch und als er vorsorglich in Quarantäne musste, absolvierte er Crosslauf-Einheiten im elterlichen Garten. „Das ist vom Kopf her schon ganz schön schwer, wenn man 100 Runden im Garten läuft“, erzählte Stölben damals. Als dann im Winter 2020/21 auch in der Eifel ausreichend Schnee lag, präparierte er seine Trainingsloipen selbst – mit dem Quad! Bei seinen ersten Welttitelkämpfen der Junioren im finnischen Vuokatti überzeugte er vor allem im Klassik-Sprint als Zehnter. Im folgenden Winter, bei seiner ersten U-23-WM, sprintete Stölben bis ins Viertelfinale (23. Platz).

Der Lohn: Seit zwei Jahren gehört Stölben der Lehrgangsgruppe 1b des insgesamt 17-köpfigen DSV-Skilanglauf-Kaders an. Statt mit einem Sportstipendium in die USA zu gehen, wurde Stölben nach dem Abi Sportsoldat in Oberstdorf. Die aktuelle Wintersaison begann für ihn mit dem DM-Titel im Ski-Hallen-Sprint. Bereits im Dezember 2021 hatte Stölben in Dresden sein Weltcup-Debüt. Starts in der weltweit höchsten Rennserie sind mittlerweile schon fast Routine. In Livigno schaffte er es erstmals ins Viertelfinale der besten 30 – was außer Stölben in dieser Saison nur noch (einmal) Olympiateilnehmer Friedrich Moch gelang. Nach dem Hoch im Januar folgte ein Zwischentief. Bei der U-23-WM hatte sich Stölben mehr erhofft als Rang 18 im Sprint. Das Halbfinale schien möglich. Auf den Sprint ließ Stölben im kanadischen Whistler zwar einen guten 19. Platz im 20-Kilometer-Klassikrennen, das ihm eigentlich nicht so gut liegt, folgen, im Zehn-Kilometer-Skating-Rennen bekam er aber Rückenprobleme, sodass er als 22. nicht für die aussichtsreiche deutsche Mixed-Staffel berücksichtigt wurde. Doch zurück in Europa brachte sich Stölben mit Platz zwei im Sprint des Kontinentalcup im schweizerischen Campra wieder ins Gespräch für die Nordische Ski-WM. Als Ersatzmann für den Teamsprint fuhr er nach Planica.

„Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich vor vier Jahren in Seefeld als Zuschauer da stand“, sagte der 21-Jährige. Dass er am Ende nicht zum Einsatz kam, damit musste er rechnen. Trotzdem habe er Erfahrungen gesammelt: „Ich bin mit raus auf die Strecke, habe auch am Tag vor dem Rennen alle Besprechungen mitgemacht.“ Erst als zwei Stunden vor dem Start keine Ummeldungen mehr möglich waren, war klar, dass Friedrich Moch und Janosch Brugger Deutschland vertreten würden. Das Duo belegte Platz sieben. Gegen die starken Skandinavier und Italiener das Maximum. Beim nächsten Mal würde der Skilanglauf-Exot aus der Eifel gerne die Chance bekommen, die deutschen Farben weiter nach vorne zu bringen.