Online-Seminar „Geschlechtergerechtigkeit im Sport“ weckt im Rahmen des internationalen Weltfrauentages großes Interesse

„Geschlechtergerechtigkeit beginnt im Kopf – auch beim Sport!“

17.03.2021 –  Landessportbund Rheinland-Pfalz

In Deutschland ist das durchschnittliche Gehalt von Frauen 19 % niedriger als das von Männern, sind nur 29,4 % aller Führungskräfte weiblich, leisten Frauen täglich 87 Minuten mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Nur drei von vielen Statistiken, die Ausdruck der strukturellen und individuellen Diskriminierung von Frauen in unserer Gesellschaft sind. Anlässlich des internationalen Weltfrauentages haben sich auch der Landessportbund und das Programm „Integration durch Sport“ dem Thema Geschlechtergerechtigkeit gewidmet und gemeinsam mit der step-stiftung den Blick auf den Sport gerichtet und dabei gefragt: „Wie steht es um die Geschlechtergerechtigkeit im Sport?“ - 25 Teilnehmer*innen nahmen sich dieser und weiterer Fragen in einem interaktiven Online-Seminar an und brachten individuelle Erfahrungen aus ihrem Vereins- und Verbandsalltag in die Runde.

Der Auftakt des Online-Seminares war der LSB-Vizepräsidentin Gesellschaftspolitik Claudia Altwasser vorbehalten. Sie repräsentierte den Arbeitskreis Frauen und Gleichstellung mit dem sich der LSB für dieses Anliegen im rheinland-pfälzischen Sport einsetzt. 563.597 Frauen und Mädchen sind nach LSB-Bestanderhebung aus dem Jahr 2020 in rheinland-pfälzischen Sportvereinen aktiv. Das entspricht einem Anteil von etwas mehr als 40 %. Im Vergleich zu den letzten Jahren treten immer mehr Frauen und Mädchen in Sportvereine ein. Damit diese Entwicklung weiter voranschreitet und auch immer mehr Verantwortung als Präsidentin, Geschäftsführerin, Vorsitzende, Übungsleiterin oder Betreuerin übernehmen, will sich der LSB weiterhin einsetzen.

„Der Arbeitskreis Frauen und Gleichstellung im Sport des Landessportbundes Rheinland-Pfalz hat sich zum Ziel gesetzt, mehr Frauen in Führungspositionen vor allem im Bereich des Ehrenamtes zu gewinnen“, sagt Altwasser. Die Repräsentanz von Frauen in Gremien entspricht nach wie vor nicht dem Mitgliederanteil. „Wir wollen die Möglichkeiten der Mitsprache und Mitbestimmung für Frauen weiter steigern“ so Altwasser.

Nach den einleitenden Worten Altwassers übernahmen die Referentinnen der Freiburger step-stiftung Ayla Fedorchenko und Louisa Ramsaier. Die gemeinnützige und mildtätige Stiftung wurde 2004 gegründet und setzt sich für nachhaltig angelegte Projekte für Kinder und Jugendliche ein und fördert diese durch sozial-integrative Sport- und Bewegungsangebote sowie Qualifizierungsmaßnahmen.

„Kick for girls“ ist eines dieser Projekte, welches die step-stiftung gemeinsam mit dem Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Freiburg ins Leben gerufen hat. Es soll Mädchen und junge Frauen, insbesondere mit Migrationshintergrund und aus sozial schwächeren Familien, einen Zugang zum Sport ermöglichen. Fußball-AGs an Schulen gehören genauso wie der jährlich im Sommer stattfindende „kick for girls“-Mädchenfußballtag zum prämierten Projekt.

Kennen Sie den Unterschied zwischen Gender, Geschlecht und Sexualität?

Mit diesen und weiteren Erfahrungen sowie auf Basis wissenschaftlich fundierter Erkenntnissen referieren Fedorchenko und Ramsaier über die Grundlagen von Sex und Gender und werfen dabei bewusst Fragestellungen wie „Kennen Sie den Unterschied zwischen Gender, Geschlecht und Sexualität?“ auf. Neben der fachlichen Aufklärung der Komplexität von Merkmalen, die in der biologischen Geschlechtsentwicklung Bedeutung haben und der einhergehenden Sensibilisierung nicht-biologischer Erklärungsansätze für Geschlechterunterschiede im Sport, wurden die Fragen immer wieder in interaktiven Kleingruppen diskutiert, individuelle Erfahrungen zum Thema ausgetauscht und von den Referentinnen eingeordnet.

Insbesondere bei den Fragen, die den direkten Sportalltag der Teilnehmer*innen betrafen, vertieften sich Diskussion und mögliche Lösungsansätze. So wurde intensiv über die gleichberechtigte Teilhabe, die Motivation zum lebenslangen Sporttreiben und mögliche Zugangssperren im Sport diskutiert, über bekannte Problemlagen, wie die Stigmatisierung einer Geschlechtergruppe, gesprochen und mit den Ebenen des geschlechtersensiblen Arbeitens nach Schneider (2011) auch konkrete Hilfestellungen für Übungsleiter*innen geliefert. Gendergerechte und –sensible Sprache und die Reflexion über Geschlechterverständnis und –klischees waren dabei zwei wichtige Punkte, die unter anderem von den Teilnehmer*innen mitgenommen werden konnten.

Weiteres Online-Seminar im zweiten Halbjahr geplant

Sensibilisierung, Aktivierung und die Entwicklung für ein Verständnis von Geschlechterunterschieden im Sport bedeuten einen ersten wichtigen Schritt auf dem Weg für mehr Geschlechtergerechtigkeit auf den Sportplätzen. Denn „Geschlechtergerechtigkeit beginnt im Kopf – auch im Sport. Und daher ist es unsere Aufgabe aufzuklären, dass ein gendersensibler Blick und eine Reflexion eigener Erfahrungen gefestigte Strukturen im Sport aufbrechen können“ resümierten Fedorchenko und Ramsaier nach der Veranstaltung. Der Landessportbund und das Programm „Integration durch Sport“ möchten dieses Anliegen weiter unterstützen und im zweiten Halbjahr ein zweites Online-Seminar zum Thema anbieten. Insbesondere die konkreten Hilfestellungen für gleichberechtigtes Sporttreiben durch Vereinsvertreter*innen und Übungsleiter*innen soll dann wieder verstärkt im Zentrum stehen. Dieser Aufgabe wird sich der LSB weiterhin verstärkt widmen.